Veranstaltung: | BAG Energie GSP |
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Antragsteller*in: | Detlef Matthiessen (LAG E SH / BAG E) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 05.09.2020, 11:41 |
A2: Stromkunden am Markt aktiv beteiligen
Antragstext
Wir wollen die technischen Möglichkeiten der modernen Informations-Technologie
dafür nutzen, daß LetztverbraucherInnen ständig über den jeweiligen Preis
informiert werden und mit diesen Preissignalen ihr Verbrauchsverhalten der
Verfügbarkeit des Stromangebotes anpassen können.
Wir wollen auch eine Dynamisierung der Stromnebenkosten: Die bislang starren
Preisbestandteile (Cent pro Kilowattstunde) wie Netzentgelte, Abgaben, Umlagen
und Steuern sollen dabei wie die Mehrwertsteuer prozentual vom jeweiligen
Strompreis erhoben werden.
Begründung
Bislang nehmen StromkundInnen nicht am Strommarkt direkt teil, sondern können nur zwischen den Anbietern verschiedener Tarife wählen. Den Strompreis und damit das tatsächliche Marktgeschehen sehen sie nicht.
Der Strommarkt braucht jedoch neben technischen Lösungen auch eine neue ökonomische Steuerung, die vor allem auch die Verbraucherseite (engl. demand side management DSM) einbezieht. Künftige Strommärkte mit sehr hohen Anteilen erneuerbarer Erzeugung – vor allem Wind- und Solarenergie – brauchen einen auf ihre Stochastik reagierenden flexiblen Verbrauch.
Preissignale sind die günstigste Art Flexibilität im Markt zu erhöhen.
Deshalb wollen wir
- Preise stattmischkalkulatorischerTarife, beginnend bei Gewerbetreibenden und Haushalten mit hohem Stromverbrauch
- Die versteinerten Strompreise zum Leben erwecken durch eine Dynamisierung der Stromnebenkosten
Preissignale müssen, um systemdienlich zu wirken, direkt – ohne zeitliche Verzögerung, ohne Verpackung in einem Tarif – bei allen relevanten Abnehmern (also den Endkunden) und Produzenten (also der Stromerzeugung) ankommen. Dafür brauchen wir keine Vielzahl an innovativen Tarifen. Vielmehr müssen die Preise von den tatsächlichen Knappheiten im System bestimmt werden.
Tarife sind mischkalkulatorische Einheitspreise, selbst die ausdifferenziertesten Tarife können nicht die notwendigen Flexibilitäten liefern, sondern stiften eher Verwirrung, wie wir es von z.B. Handytarifen kennen.
Stromkundinnen brauchen keine Tarife. Stromkundinnen sind nicht doof. Sie sind im Gegenteil von Natur aus schlauer als der Stromhändler, weil nur sie ihren Bedarf wirklich kennen. Die Fensterfabrik kennt ihre Auftragslage, nicht der Stromhändler. Die Lehrerin weiß, wann sie ihr E-Auto braucht, nicht der Stromhändler.
Antragstext für die BDK:
Wir wollen die technischen Möglichkeiten der modernen Informations-Technologie dafür nutzen, daß LetztverbraucherInnen ständig über den jeweiligen Preis informiert werden und mit diesen Preissignalen ihr Verbrauchsverhalten der Verfügbarkeit des Stromangebotes anpassen können. Das Preissignal soll bidirektional an die Verbraucherseite und zeitgleich auch an die Erzeugerseite gesendet werden.
Wir wollen auch eine Dynamisierung der Stromnebenkosten: Die bislang starren Preisbestandteile (Cent pro Kilowattstunde) wie Netzentgelte, Abgaben, Umlagen und Steuern sollen dabei wie die Mehrwertsteuer prozentual vom jeweiligen Strompreis erhoben werden.
Der Erzeugungspreis, ob Wind und Sonne oder Kohle/Ato, bildet nur ein Fünftel des gesamten Endkundenpreises ab. Die bislang starren Preisbestandteile (Cent pro Kilowattstunde) wie Netzentgelte, Abgaben, Umlagen und Steuern sollen daher wie die Mehrwertsteuer prozentual vom jeweiligen an den Grenzkosten orientierten Preis erhoben werden. Damit wird die Preisbewegung deutlicher und die Reaktivität des Marktes - die Flexibilität – steigt durch dies Dynamisierung der Nebenkosten.
Damit kongruieren die physikalischen Aufgaben des Netzbetreibers mit der Ökonomie. Der TSO (Transmission System Operator = ÜNB Übertragungsnetzbetreiber) bestellt Kraftwerksleistung hinzu, um erhöhte Nachfrage zu decken. Gleichzeitig sorgt der steigende Preis für eine Dämpfung der Nachfrage. Physik und Ökonomie Hand in Hand.
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