Amory Lovins hat 1983 das erste Passivhaus gebaut. Ich habe ihn auf einem Kongress vor einigen Jahren kennengelernt und dann auch in Aspen, Colorado besucht: Er hat 3fach Verglasung und 50cm dicke Lehmwände (Isolierung) mit biometrischen (geformten) Räumen, das erste Rocky Mountain Institut (ein normales Haus mit einem sehr großen Arbeitszimmer). Die dicken Lehmwände speichern Wärme und Kälte über diese hohen inerten Massen. Der zweite Punkt ist die Lüftung. Im Sommer (+40 Grad) wird automatisch nachts gelüftet und die inerte Masse (Wände, Boden) lange gekühlt, für den Winter ist das Haus super gut isoliert. Er hat wohl immer 22 Grad (über eine automatische Lüftung geregelt) und erntet gerade zum 39. mal Bananen im Februar, bei draussen -20 Grad!
Amory Lovins hat wohl (vor meiner Zeit) die Passivhausbewegung ins Leben gerufen, und das Aufkommen dieser vor allem in Europa und Deutschland Ende der 80iger Jahre inspiriert. "Und was hat das gekostet?" frage ich ihn. Stolz erzählt er mir, verglichen mit den ortsüblichen Baukosten sei sein Haus "sogar 1.900,- günstiger gewesen, denn es hat keine Heizung mehr".
Vor 3 Jahren hat er das "Basalt Innovation Center" für 90 Mitarbeiter erbaut, eine Aussenstelle des Rocky-Mountain Instituts, das hat er mir dann auch gezeigt. Gleiches Konzept, wieder super gut isoliert, mit Solaranlage auf dem Dach, viel inerte Masse und - wieder ohne Heizung! (90% der Bürogebäude haben wohl 50-90 Mitarbeiter / netto etwa 5% Baukosten mehr, hat sich in 5 Jahren gerechnet und ein Leben lang ohne Heizkosten).
Und ich frage mich: Wieso muss ich über 30 Jahre später in den USA bei Amory Lovins lernen, dass wir eigentlich keine Heizung brauchen? Wieso zahlen wir seit 30 Jahren Heizkosten? Wieso wird das nicht längst an den Universitäten, auf den Handwerkskammern gelehrt? Ich kann es nicht fassen.
Amory sagt, das seien "die vielen Leute, die an Heizungen verdienen" und kein Interesse hätten, die Heizungen rauszuwerfen. Ich reise ab, geschockt: wieso? Wieso wissen wir das nicht, seit 30 Jahren?
Zurück in Mülheim treffen wir einen von 25 Passivhaus-Architekten. Er will uns ein neues Doppelhaus zeigen in Heiligenhaus, zwischen Mülheim und Essen: Wände 26cm isoliert, Dach 40cm, Kellerboden 30cm (!), 3-4fach verglaste Fenster, und die Heizung? 150m Plastikschlauch 2m tief im Garten verlegt, 15cm Durchmesser: Bei 0 Grad kommen im Haus 12 Grad an (auch im Sommer), die Wärmerückgewinnung liefert weitere 8 Grad, 12+8=20 Grad. Ein Haus ohne Heizung! Endlich. Amory hat es nicht vergeblich erfunden.
Deshalb dieser Änderungsantrag, zumindest für Neubau sollten wir ambitioniert sein, ein Haus ohne Heizung! Und wie unser Mülheimer Architekt kommentiert "Wir haben 5% höhere Kosten, rechnet sich in 5-7 Jahren und danach haben Sie für 100 Jahre ein Haus ohne Heizkosten!" Und wieder günstiger und Nettonull.
@Keine unsinnigen Kompromisse mehr, wenn es doch so einfach und noch dazu günstiger ist, CO2frei zu leben.
Es gibt keine Ausreden mehr. Lasst es uns einfach nur tun.
(und wie kriegen wir das auf die Wahlplakate 2021?)
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